Das Projekt “Model Space” wird von März bis Dezember 2018 von der Clubcommission Berlin in Kooperation mit jungen Veranstaltungskollektiven der Free Open Air Szene, der TU Berlin sowie der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin und ausgewählten Bezirksämtern durchgeführt. Das Vorhaben wird finanziert von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa über die Musicboard Berlin GmbH.
“Model Space” zielt auf die Vereinfachung der rechtlichen und verwaltungspraktischen Rahmenbedingungen für informelle Kulturnutzungen in öffentlichen Freiräumen unter besonderer Berücksichtigung kleinteiliger, jugendkultureller und musikbezogener Nutzungen.
Das Projekt umfasst die Kartierung, Testnutzung, wissenschaftliche Evaluierung und langfristigen Entwicklung von öffentlichen Freiflächen in Berlin als nicht-kommerzielle und anmeldefrei bzw. -vereinfacht nutzbare Musikflächen. Durch die Schaffung solcher Musikflächen und den Anreiz unbürokratischer, legaler Rahmenbedingungen sollen insbesondere ein großer Teil der bislang illegal durchgeführten Spontan-Musikveranstaltungen auf ausgewiesene Orte kanalisiert, Lärmkonflikte reduziert und Verwaltung wie Ordnungsbehörden entlastet werden.
Grundlage des Projekts ist das im Koalitionsvertrag des Berliner Senats festgelegte Ziel der “Entwicklung von Orten im öffentlichen Raum (…), die unbürokratisch für nicht kommerzielle Musik- und Partyveranstaltungen unter freiem Himmel genutzt werden können“ (Koalitionsvereinbarung 2016-21, S. 123). Die Clubcommission Berlin engagiert sich seit 2013 für den Dialog zwischen der jungen Free Open Air Veranstaltungsszene und politischen EntscheiderInnen in Berlin und wurde dafür von der Europäischen Union als Exzellenzbeispiel politischer Jugendbeteiligung ausgezeichnet.
Die Clubcommission Berlin schätzt, dass sich mittlerweile mehr als 30.000 junge BerlinerInnen an der Organisation illegalisierter Partys beteiligen. Weniger der Reiz am Verbotenen als vielmehr die gesteigerte Lust an kultureller Teilhabe auf der einen sowie hohe bürokratische Hürden und ein Mangel an angemessen gestalteten Freiräumen auf der anderen Seite sind hierfür verantwortlich: Zur Anmeldung eines Free Open Airs gilt es 14 Unterlagen auszufüllen, die mit 10 verschiedenen Ämtern koordiniert werden müssen, mindestens 8 Wochen Bearbeitungszeit benötigen und bis zu 800€ Bearbeitungsgebühr kosten. Wegen der Flut an Anmeldegesuchen und der langwierigen Verfahren sehen sich die Behörden jedoch häufig außer Stande, die Gesuche zu betreuen und lehnen die meisten von ihnen mangels “öffentlichen Interesses” an derartigen Kleinveranstaltungen ab.
Wie es anders gehen kann, zeigen Städte wie Bremen, Halle oder Zürich. Dort wurden geeignete Flächen für nicht-kommerzielle Musikveranstaltungen ermittelt und ein neues Anmeldeverfahren eingeführt, dass die Anträge auf wenige Seiten reduziert und kostenfrei in wenigen Tagen bearbeitet werden kann. Durch die Verbesserung des Austauschs zwischen Jugend und Verwaltung meldete die Stadt Halle nur ein Jahr nach Einführung des neuen Ansatzes eine Senkung der Lärmkonflikte im Zuge von Partys im öffentlichen Raum um über 80% und eine deutliche Verbesserung der Sauberkeit der Flächen nach Veranstaltungen. Das Modell setzte sich durch.